Seminar Instruktionen

Sinn eines Seminars ist die Heranführung an den Teil des wissenschaftlichen Arbeitens, dessen Inhalt das kritische Lesen, Verstehen, Zusammenfassen, Erklären und Vortragen existierender wissenschaftlicher Aufsätze ist. Studierende lesen eine oder mehrere durch die Betreuer zur Verfügung gestellten Arbeiten und finden und lesen ggf. weitere relevante Aufsätze im entsprechenden Themenfeld. Das Verständnis der zentralen Aussagen beinhaltet üblicherweise die Hervorhebung, Ergänzung und Erklärung (auch impliziter) Annahmen sowie im Papier absichtlich oder unabsichtlich verkürzter Argumentationsketten sowie ggf. die Formulierung von Beispielen.

Die schriftliche Ausarbeitung bringt dieses Verständnis zu Papier. Dabei sollen die Problemstellung sowie die beim Lesen identifizierten zentralen Annahmen, Ergebnisse, Aussagen und Argumentationen des bearbeiteten Papiers notiert werden; paraphrasiert werden soll nicht. Idealerweise beinhaltet die Ausarbeitung einen Abschnitt, in dem die Studenten ihre eigene Bewertung bzgl. Relevanz, Sinnhaftigkeit, Ästhetik, Vollständigkeit etc. festhalten.

Ausarbeitung und Vortrag (s.u.) müssen das präsentierte Thema nicht unbedingt verteidigen, sondern dürfen durchaus kritisch sein. Nicht zu vergessen dabei ist allerdings, dass die bearbeiteten Aufsätze üblicherweise von sehr erfahrenen Wissenschaftlern verfasst wurden, so dass Höflichkeit, Vorsicht und eine sehr saubere Argumentation bei der Kritik unabdingbar sind.

Im Vortrag wird das behandelte Problem, die zugrundeliegenden Annahmen und die Lösung vorgestellt. Drei Folien (“The Good, The Bad, The Ugly”) weisen die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema nach.

Struktur.

Der Vortrag sollte klar strukturiert sein. Bei wissenschaftlichen Arbeiten bietet sich meist folgende Grobgliederung an:

  1. Überblick über den Vortrag
  2. Kurze Einführung in das Themengebiet
  3. Klares Herausarbeiten der Problemstellung
  4. Entwicklung der Lösung zu diesem Problem
  5. Zusammenfassung des Vorgetragenen und Bewertung der Ergebnisse (“the good, the bad, the ugly” - s. oben)
  6. Quellenangaben

Selbstverständlich sind Abweichungen von dieser Struktur möglich, die sechs genannten Punkte sollten aber in jedem Vortrag enthalten sein.

Aufbereitung

Die vortragsmäßige Aufbereitung des Themas erfordert in der Regel folgende Tätigkeiten:

  • Gliedern des Inhalts in kleine Einheiten, die sich für die Darstellung auf einer Folie eignen (zum Thema Folien unter Punkt C später mehr)
  • Anschauliche Darstellung des Themas (z. B. durch Bilder, Diagramme usw.)
  • Finden geeigneter Beispiele (Beispiele sollte kurz, verständlich und aussagekräftig sein.)
  • Zielgruppenorientierung (Der Vortrag sollte auf den Wissensstand der Zuhörer, also Studenten im Bachelor- oder Masterstudium, zugeschnitten sein.)

Und noch ein Tip: Vermeiden Sie die Präsentation längerer Programmpassagen. Sollten Sie auf Programmcode nicht verzichten wollen, so muss auch dieser entprechend aufbereitet werden, indem nur die wesentlichen Teile gezeigt werden. Meist genügt es, sog. Pseudocode zu zeigen, der nur die Essenz des Programms enthält.

Folien

Um den Zuhörer nicht nur auditiv, sondern auch visuell anzusprechen, sind Folien meist das geeignete Medium. Dabei gilt es, einige Grundsätze zu beachten:

  • Jede Folie sollte inhaltlich eine abgeschlossene Einheit bilden. Sie trägt eine Überschrift, die genau den Inhalt der Folie wiedergibt.
  • Folien müssen übersichtlich sein: Packen Sie nicht zuviel auf eine Folie, sonst kann sich der Zuhörer nicht darauf zurecht finden.
  • Folien sollen nur Stichworte oder Graphiken enthalten. Das Publikum kann nicht gleichzeitig Ihren Ausführungen folgen und ausformulierte Sätze lesen.
  • Benutzen Sie eine große Schrift, damit auch Zuhörer in den hinteren Reihen den Text mühelos lesen können.
  • Meist eignet sich Querformat besser als Hochformat, weil der untere Teil der Projektionsfläche oft verdeckt ist (z. B. durch den Spiegel des Projektors oder den Kopf des Vordermannes).
  • Verwenden Sie nicht zu viele Folien. In der Regel dauert die Präsentation einer Folie zwischen zwei und fünf Minuten. Als Richtschnur für einen 15 minütigen Vortrag gelten daher ca. 6 Folien.

Vortrag

Der Vortrag selbst soll etwa 15-20 Minuten dauern. Eine Einführung in die Vortragstechnik würde hier zu weit führen, weshalb wir nur auf einige häufig auftretende Fehler aufmerksam machen:

  • Sprechen Sie ruhig und deutlich.
  • Versuchen Sie, Kontakt zum Publikum herzustellen. Dadurch bemerken Sie, ob Ihnen die Zuhörer folgen können. Wenden Sie sich auf keinen Fall der Projektionsfläche zu.
  • Wenn möglich, gehen Sie auf Fragen ein. Fragen während des Vortrags sind nicht als lästige Unterbrechung zu verstehen, sondern weisen meist darauf hin, dass Sie einen Punkt noch deutlicher erklären müssen. Wenn die Diskussion um eine Frage ausartet oder keine direkte Verständnisfrage darstellt sondern stattdessen eine Bemerkung oder eine Ergänzung, dann dürfen Sie darum bitten, die entsprechende Diskussion nach Ende des Vortrags fortzuführen.